Kann ich mich dem anderen zumuten?
Unser Leben im Elternhaus hat uns und unsere Beziehungen geprägt. Nicht immer konnten die Eltern da sein, wenn wir sie gebraucht haben und so ist manche/r von uns mit dem Bild erwachsen geworden: „Das kann ich alleine, ich brauche niemanden.“ Vieles haben wir fortan mit uns alleine ausgemacht, um nicht wieder enttäuscht zu werden.
Im Erwachsenenalter übertragen wir diese frühen Erfahrungen oft auch auf unsere Partner. Wir geben uns große Mühe, ihn mit unseren Themen nicht zu „belasten“, wir tragen auch hier vieles alleine und bringen uns so um einen ganz wesentlichen Teil der Partnerschaft:
Unsere Gefühle zeigen wir nicht offen, weil wir Angst haben, uns so zu zeigen, wie wir sind. Wir erleben schmerzhafte Momente, manchmal fühlen wir uns ohnmächtig, überfordert und allein gelassen. Wir erreichen Ziele nicht und schämen uns dafür und machen uns Gedanken, wie der Partner oder die Partnerin reagieren würde. Er/sie hat ja schon genug eigene Probleme, da können wir ihn mit unseren nicht auch noch belasten. Damit halten wir nicht nur unsere wahren Gefühle zurück sondern auch einen großen Teil von uns selbst. Wie soll sie/er uns wirklich kennen lernen, wenn wir immer nur die/den Starke/n spielen?
Wenn wir eine wirkliche Beziehung leben wollen, sollten wir aufhören, so pflegeleicht zu sein. Zeigen wir uns, so wie wir sind und muten uns dem anderen zu, so wie wir sind. Mit all unseren Licht- und Schattenseiten, mit alldem, was uns bewegt und uns ausmacht. Erst dann bekommt der andere die Chance, ein wirklicher Partner zu sein und unsere Beziehung bekommt Tiefe.